Jasper Fforde
In einem anderen Buch
* * * *
Erschienen 2011
dtv
420 Seiten
ISBN 9783423212946
Angedrehter, intelligenter Lesespaß, in der Bücher weit mehr als nur Bücher sind.
Noch ein Tipp:
Kaum ein Buch, das sich hier
als Tipp besser machen könnte.
Man sollte dringend die Waschanleitungen in den Kleidungsstücken belassen. Sie können manchmal das einzige Mittel sein, um aus einem unentrinnbaren Verließ zu entkommen. Und man sollte etwas mehr Ehrfurcht vor künstlichen Süßspeisen haben, denn genau das ist er Urstoff allen Lebens.
Wer wissen mag warum das so ist und wie ein Wäschewapperl retten kann, muss „in einem anderen Buch“ lesen, das zweite Abenteuer von Next Thursday, der toughen Heldin in Jasper Ffordes verrückter Welt, dem etwas anderen England.
Trotz vieler schöner Details wie z.B. der jährlichen Mammutwanderung in Kent oder freundlicher Neandertaler mit Selbstmordabsichten fand ich den Anfang des Buches ein wenig harzig. Es dauert ein Zeit, bis sich der rote Faden zeigt. Thursday Next wird von der allmächtigen Goliath-Corporation erpresst. Sie soll einen ihrer Funktionäre, einen üblen Schuft, den sie mit einer Erfindung ihres Onkels in ein düsteres Gedicht von Edgar Allen Poe verbannen konnte zurückholen. Goliath hat auch ein hervorragendes Druckmittel: Sie haben Landon, Ihren Ehemann mit Hilfe der Chro-Garden genichtet. Sie sorgten dafür, dass er schon als Kind starb. Den Mann, den Thursday liebt, den sie eben erst geheiratet hat und dessen Kind sie trägt, hat es nie gegeben. Er ist nur mehr ihre Erinnerung.
Mühsam erlernt Thursday das Geheimnis, auch ohne Technische Hilfsmittel sich in Bücher hineinzulesen und stellt dort fest, dass es auch ennerhalb der Buchwelten eine Verwaltung gibt – die Jurisfiktion – und eine Eingreiftruppe, die sie sofort rekrutiert und ausbildet.
Die Romane von Carles Dickens, Kafka, Jane Austin, Arthur Conan Doyle und viele mehr werden geschickt zu diesem wilden Buchabenteuer vermengt, ebenso wie Elemente der Artuslegende vor der Verschriftlichung, Alice im Wunderland und die Bedienungsanleitung eines Waschvollautomaten. Das ist völlig verrückt. Aber wenn man mal drin ist, ist es ein herrlich bekloppter, intelligenter und spannender Lesespaß, denn ganz nebenbei muss Thursday Next auch noch die Welt retten.
Das zweite Abenteuer von Thursday Next setzt leider das Kennen von Band ein fast voraus. Die Welt wird zwar noch bunter, absurder, fantastischer und sonderbarer. Doch die Geschichte bezieht sich auch viele Ereignisse aus dem Buch "der all Jane Eyre" und werden dem Leser nur unzureichend erklärt. Ich bin ja durchaus ein Freund des "mündigen Lesers". Doch es ist noch keine Entmündigung, ihn allein zu lassen.
Noch einen anderes ist mir aufgefallen: Die vielen wunderbaren und wunderlichen Ideen sind einerseits ein Schatz stellen sicher eine der Top-Qualitäten des Buches dar. Dennoch wäre vielleicht ein weniger doch besser. Ich habe ein wenig den Eindruck, dass Fforde bei all seinen Einfällen ein wenig viel vorgenommen hat. Es sind so sehr viele Handlungsstränge mit einander verflochten, denen die Heldin beinahe atemlos folgen muss. Nicht immer fühlte ich mich bei all der üppigen Stofffülle, die da ausgebreitet war, beim Lesen orientiert. Der Ariadnefaden, an dem sich der Leser durch die Geschichte führen lässt, war für mich erst recht spät zu erkennen. Darum – und weil das Buch nicht voraussetzungsfrei zu genießen ist, leider einen Stern weniger für ein ansonsten wunderbares Buch voller herrlicher Ideen und schrägstem Witz.
Gebe ich eine Leseempfehlung? Unbedingt, aber auch unbedingt als Doppelpack mit dem Vorgänger "der Fall Jane Eyre".
2.3.2021
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