Gudrun Anders:
Durchs Schreiben ins Sein
* * * *
2021
Epubli – Motibooks
184 Seiten
978-3754106051
ein Arbeitsbuch zur schreibenden Selbsterforschung und -therapie
Auf ihrer Seite gibt es noch viele weitere Angebote, von Ratgebern über Arbeitsbüchern in Papier oder elektronisch bis hin zum kompletten Coaching.
Noch ein Tipp:
Fürs normale kreative Schreiben gibt keinen idealen Schreibratgeber, denn jeder Autor oder jede Autorin ist ganz einzigartig. Der hier ist aber kurz und brauchbar.
Diesmal erreichte mich eine Rezensionsanfrage, die in mir ein wenig falsche Vorstellungen weckte. Ein Buch übers Schreiben, therapeutisches Schreiben zwar, aber über das Schreiben. Das erwartete ich und vom Schreiben verstehe ich was. So dachte ich, ganz aufgeschmissen bin also nicht und vielleicht lerne ich neue Aspekte des Schreibens kennen.
Ich habe mich getäuscht und stelle fest, dass ich dieses Buch nun inhaltlich nur vom Standpunkt eines Laien beurteilen kann. Das Buch hat mich sehr überrascht – enttäuscht hat es mich nicht. Es ist nur ganz anders, als ich es erwartet hatte.
Zu allererst: Es ist ein Arbeitsbuch. Wer einen Ratgeber sucht, ist hier nicht ganz richtig. Rat gibt es zwar auch, doch vor allem Anleitung, um selbst etwas zu machen. Das ist schon mal gut und lobenswert und hebt das Buch über das Gross der Ratgeber hinaus.
Als Buchhändler hat man vielleicht einen etwas anderen Blick auf Ratgeber. Die kaufen zu einem guten Teil Leute, die ihr Problem erkannt haben und auch bereit sind, für guten Rat Geld zu berappen. Doch da viele Kunden immer wieder kommen um ähnliche Ratgeber zu kaufen, scheinen sie nicht recht bereit zu sein, an dem Problem ernsthaft zu arbeiten. Sie kaufen Wegweiser und kommen so doch nicht recht weiter, weil sie den Weg nicht gehen wollen. Nun, den Buchhändler freut es, denn die Kasse klingelt.
Dieses Buch ist aber ein Arbeitsbuch mit vielen freien Seiten, um die gestellten Arbeitsaufträge auch gleich zu machen.Wer nicht die vielen Übungen machen will, um zu sehen, wohin einen das bringt, merkt schnell, dass er nur wenig vom Buch hat.
Um geht es denn eigentlich? Das Buch ist für Leute mit Problemen. Für Leute mit Depressionen ebenso, wie für Leute mit traumatischen Erfahrungen, in Trauer oder anderen Lebenskrise. Sehr wichtig ist der Hinweis zu Beginn, und auch später taut er immer wieder auf, dass das Buch keinen Therapeuten ersetzen soll. Selbsterforschung ist schwierig und auch nicht ohne Risiko. Wer professionelle Hilfe braucht, soll sich nicht auf das Buch verlassen. Allerdings sehe ich diese Buch durchaus auch als ein Werkzeug,m das eine Therapie begleiten kann.
Es geht vor allem um die Erforschung des eigenen Ichs und seiner Schieflagen. Um das schreibend verarbeiten zu können, um sich schreiben befreien zu können, muss man erst einmal wissen, wie es um einen bestellt ist. So geht es im ersten Drittel darum, sich Werkzeuge zu verschaffen, die einem helfen, sich selbst zu erkennen. Zentrale Rolle hat dabei die Technik der Affirmation. Die wird sehr früh eingeführt, und ist Grundlage des Konzeptes, denn alle Negative, was man dabei ans Licht holt, bekommt durch diese Technik eine positive Perspektive nach vorn und wird handhabbarer. Diese Technik und weitere werden intensiv eingeübt und der Leser schreibt etliche Seiten voll … mit Übungen. Geschichten werden sind es erstmal noch nicht.
Im Mittelteil geht es um die Konflikte, die man herausarbeiten muss, aber so, dass sie einen nicht erschlagen. Auch hier ist wieder viel Eigenarbeit und sorgsame Selbsterforschung nötig. Die Techniken werden auch hier wieder gründlich eingeübt. In dem Buch sollte man wohl mindestens doppelt soviel Zeit für die Übungen rechnen wie für das Lesen.
Im letzten Teil erst geht es über das schreibende Verarbeiten der eigenen Probleme. Ausgehend von den eigenen Erfahrungen und Erlebnissen lernt man das, was einen umtreibt in Bilder zu fassen und die dann zu Märchen zu verdichten. Hier endlich kann ich mein Wissen um das Schreiben einbringen, hatte ich gedacht. Fehlanzeige. Die klassischen Themen eines Schreibratgebers wie Spannungsbogen, anschauliches Beschreiben, Dialoge, Schreibhemmung und vieles mehr fehlt völlig, denn es geht hier eben nicht um das Schaffen von Literatur. Die kann nebenbei zwar herauskommen, doch viel wichtiger, ist es, sich mit den Geschichten, die man schreibt, selbst zu helfen und seine Probleme zu lösen. Ob die Geschichten dabei nun nach schreibhandwerklichen Gesichtpunkten gut sind, ist dabei völlig Rille.
Wer eine Geschichte schreibt, macht immer auch eine Reise in sein ich, erlebt neue Dinge an sich. Doch bei Menschen, die für andere Schreiben, ist wichtig, dass es der Leser etwas davon hat. Hier ist der Fokus ganz anders gesetzt, so dass der Schreibende aus dieser Reise, die er macht, das Beste für sich herausholen kann, dass er an ihr wachsen kann und mit ihr sein Leben ein Stück weit verbessert.
Das Buch ist kein Allheilmittel, doch es kommt mir vom Aufbau her sinnvoll vor, die Übungen stehen im Zentrum, die Anleitungen sind klar, leicht zu lesen und gut zu verstehen. Dass sie vielleicht nicht alle leicht umzusetzen sein werden, kann man dem Buch nicht vorwerfen. Es ist kein Buch zum Zeitvertreib wie ein Rätselheft, sondern ein Arbeitsbuch, um ernsthaft seine Probleme anzugehen. Ob die Übungen alle passend sind, ob es vielleicht noch bessere gäbe … da fühle ich mich zu unwissend. Auch ist es sicher besser, es im Zusammenhang mit therapeutischer Begleitung zu nutzen. Aber kommt mir so vor, als sei es ein gutes Mittel für viele Menschen, ihre Probleme zu fassen und mit Geschichten Auswege aus der Situation zu schaffen.
Ich hatte nur ein pdf zur Beurteilung und kann über die Aufmachung nicht viel sagen. Ich weiß, dass es als Ringbuch schon klarmacht, dass es sich um ein Werkzeug handelt. Viele Grafiken lockern das Buch auf, wobei ich hier aber feststellen muss, dass es auch besser ginge. Auch wenn man auf freie Grafikdatenbanken zurückgreifen muss, ist ein optisches Konzept dennoch möglich. Hier changieren die eingestreuten Grafiken zwischen Romantik, witzigem Comic-Stil und glatter Computergrafik und alles wird ergänzt durch viele Fotos. Hier könnte man das Buch noch um einiges verschönern. Eine essentielle Verbesserung ist es nicht.
Eine allgemeine Leseempfehlung bei einem solch speziellen Buch ist kaum möglich. Doch allen Therapeuten möchte ich das Buch empfehlen, das Buch zu prüfen, ob es ein Werkzeug sein könnte. Bei Menschen mit seelischen Problemen bin ich zurückhaltender. Das Buch richtig verwandt, wird einiges bloßlegen. Das kann auch zusätzlich belasten. Ob man die Kraft hat, damit auch unbegleitet umzugehen, muss jeder selbst wissen.
Hier noch der Link zur Website der Autorin
12.3.2021
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